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Quagga-Muschel Fuelbecker Talsperre? Welche Gefahren invasive Arten mit sich bringen und was wir dagegen tun können

Das Bild zeigt die Staumauer der Fuellbecketalsperre

Darum geht's...

Was bedeuten Quagga-Muscheln und invasive Arten für Altena?

Die Diskussion um einen möglichen Befall der Fuelbecker Talsperre mit Quagga-Muscheln kursierte kürzlich durch unsere regionalen Medien. Auch wenn es derzeit keine akuten Hinweise auf eine Besiedlung gibt, zeigt das Thema, wie wichtig es ist, sich grundsätzlich mit invasiven Arten auseinanderzusetzen – für unsere Gewässer, unsere Natur und unser Lebensumfeld. Wir wollen in diesem Artikel einen Blick darauf werfen: Was sind invasive Arten? Warum sind sie ein Problem? Und was können beziehungsweise müssten wir tun? Das Thema zeigt eindrucksvoll, wie eng unser Lebensstil und die Auswirkungen auf wichtige Ökosysteme zusammenhängen.

Invasive Arten sind Tiere oder Pflanzen, die außerhalb ihrer ursprünglichen Heimat durch menschliches Zutun neue Lebensräume erobern. Oft geschieht das unbeabsichtigt: im Ballastwasser von Schiffen, an Schiffsrümpfen oder als blinde Passagiere in Frachtgut. Manche Arten, wie der Riesenbärenklau oder das Drüsige Springkraut, wurden absichtlich für Gärten oder als Nutzpflanzen eingeführt [1].

Warum breiten sie sich so stark aus? In neuen Lebensräumen fehlen oft natürliche Feinde. Klimawandel und globaler Handel begünstigen zusätzlich ihre Ausbreitung [2]. Zudem sind viele invasive Arten sehr anpassungsfähig und konkurrenzstark. Sie wachsen schneller, vermehren sich intensiver oder verdrängen gezielt heimische Arten.

Ein weiterer Faktor: In Zeiten zunehmender Freizeitmobilität nehmen auch private Boots- und Wassersportaktivitäten zu. Dadurch steigt die Gefahr, dass invasive Arten unbeabsichtigt in neue Gewässer eingeschleppt werden. Gerade in einer Region mit beliebten Talsperren wie im Sauerland ist daher Vorsicht und Achtsamkeit besonders wichtig.

Welche Probleme verursachen invasive Arten?

Invasive Arten zählen weltweit zu den Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt [2]. In Europa verursachen sie jährlich Milliardenkosten durch ökologische und wirtschaftliche Schäden [1].

Einige Beispiele:

  • Nordamerikanischer Waschbär: frisst bedrohte heimische Tiere und schädigt Nester seltener Vogelarten [1].
  • Pazifische Auster: verändert das Wattenmeer-Ökosystem, beeinflusst Strömungsverhältnisse und verdrängt Miesmuscheln [3].
  • Asiatische Tigermücke: überträgt Krankheiten wie Dengue- oder Zika-Viren [3].

Für die Landwirtschaft bedeutet das zusätzliche Kosten, da invasive Pflanzenarten wie Ambrosia allergieauslösende Pollen verbreiten oder Felder überwuchern [2]. Auch in städtischen Gebieten sind die Folgen spürbar: Riesenbärenklau etwa verursacht Hautverletzungen und belastet Kommunen durch aufwendige Bekämpfungsmaßnahmen.

Das Bild zeigt eine Quagga-Musckel-Kollonie an einem Rohr
Die Quaggamuschel entzieht heimischen Arten ihre Nahrungsgrundlage und kann sogar technische Schäden anrichten, indem sie Rohre, Filter und andere technische Anlagen besiedelt.

Was ist die Quagga-Muschel und was richtet sie an?

Die Quagga-Muschel stammt ursprünglich aus dem Schwarzen Meer. Seit einigen Jahren breitet sie sich in Europa aus. Hauptverbreitungsweg: Schiffe und Boote.

In befallenen Gewässern bildet sie dichte Kolonien. Dadurch verändert sie das ökologische Gleichgewicht, indem sie Plankton und Algen in großen Mengen filtert. Das entzieht anderen Arten die Nahrungsgrundlage [3].

Zusätzlich besiedelt sie Rohre, Filter und technische Anlagen. Das verursacht Verstopfungen und erhöhten Wartungsaufwand für Wasserwerke und Betreiber von Talsperren [3].

Ein weiteres Problem: Die Schalen der toten Muscheln bilden dichte Bodenschichten, die die Lebensbedingungen für andere Bodenlebewesen verschlechtern. Zudem verändern sich chemische Prozesse im Sediment, was langfristige Folgen für die Wasserqualität haben kann.

Wie gelangt die Quagga-Muschel ins Sauerland?

Vor allem durch Sportboote, die zwischen verschiedenen Gewässern transportiert werden. In der Fuelbecker Talsperregibt es aktuell keinen Befall. Grund: kein öffentlicher Bootsverkehr und abgeschlossene Nutzung [3]. Trotzdem beobachten die Stadtwerke die Situation sehr genau.

In der Region sind hingegen bereits Möhne- und Sorpetalsperre betroffen [3]. Deshalb bleibt Vorsicht geboten.

Auch Fischerei-Ausrüstung, Taucheranzüge und andere Gegenstände, die im Wasser genutzt werden, können Larven der Muschel übertragen. Daher ist es entscheidend, Ausrüstung nach Gebrauch sorgfältig zu reinigen und zu trocknen.

Welche invasiven Arten gibt es sonst in NRW?

Neben der Quagga-Muschel sind folgende Arten problematisch:

  • Waschbär: verdrängt heimische Tierarten [1].
  • Bisamratte: schädigt Uferbefestigungen und verursacht Erosionsprobleme [2].
  • Riesenbärenklau: gesundheitsschädlich für Menschen, kann Verbrennungen verursachen [1].
  • Ambrosia: starke Pollenallergene, fördert Atemwegserkrankungen [1].
  • Drüsiges Springkraut: verdrängt heimische Pflanzen und verändert das Erscheinungsbild von Flussauen [1].
  • Chinesische Wollhandkrabbe: schädigt Fischereigerät und Uferstrukturen.
  • Feuerlibelle: profitiert vom Klimawandel und verdrängt teils heimische Libellenarten [1].

Was können Städte und Privatpersonen dagegen tun?

Städte (konkrete Maßnahmen für Altena):

  • Früherkennung und Monitoring ausbauen: In Zusammenarbeit mit Landesbehörden und Umweltverbänden soll ein Monitoring-Programm für Gewässer in Altena etabliert werden.
  • Bootswäschen an Talsperren verpflichtend einführen: In Vorbereitung auf mögliche Öffnungen für Freizeitnutzung sollten entsprechende Regelungen frühzeitig geschaffen werden.
  • Vermeidung von Schottergärten: Die Grünen in Altena setzen sich dafür ein, Schottergärten durch Festsetzungen in Bebauungsplänen auszuschließen und eine konsequente Begrünung von Vorgärten gemäß BauO NRW durchzusetzen. So kann die Ausbreitung invasiver Pflanzenarten im Siedlungsraum reduziert werden.
  • Förderung naturnaher Gärten: Städtische Infoveranstaltungen und Anreize für Bürger:innen sollen den Einsatz heimischer Pflanzenarten fördern und das Anlegen strukturreicher Gärten mit Totholz und Wildstauden unterstützen.
  • Korrekte Entsorgung von Grünabfällen: Öffentlichkeitsarbeit und klare Vorgaben zur Vermeidung illegaler Entsorgung von invasiven Pflanzenarten an Waldrändern und in der Landschaft.
  • Flächenschonende Stadtentwicklung: Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und der angestrebten ausgeglichenen Flächenbilanz sollen bei städtischen Projekten naturnahe Ausgleichsflächen geschaffen und bestehende Flächen entsiegelt werden.
  • Kooperationen mit Nachbargemeinden und Wasserschutzorganisationen ausbauen.

Privatpersonen:

  • Boote, Tauchausrüstung und Angelgerät gründlich reinigen und trocknen.
  • Keine fremden Pflanzen in die Natur ausbringen oder entsorgen.
  • Gartenabfälle korrekt entsorgen: Heimische Gehölze und unbedenkliche Gartenabfälle können im eigenen Garten als wertvolles Totholz zur Förderung der Biodiversität genutzt werden. Invasive Arten (z.B. Drüsiges Springkraut oder Ambrosia) müssen jedoch in verschlossenen Säcken über den Hausmüll oder speziell ausgewiesene Sammelstellen entsorgt werden und dürfen keinesfalls an Waldränder oder in die freie Landschaft gelangen.
  • Melden von Vorkommen an zuständige Behörden.
  • Sich über invasive Arten informieren und bewusst umweltfreundliches Verhalten fördern: durch Verzicht auf den Kauf exotischer Pflanzen und die Förderung heimischer Arten im eigenen Garten.

Prävention ist der beste Schutz. Denn ist eine invasive Art erst etabliert, sind Bekämpfungsmaßnahmen schwierig, langwierig und kostenintensiv [2]. Jede*r Einzelne kann einen Beitrag leisten, um unsere heimischen Ökosysteme zu schützen und so aktiv die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in Altena zu unterstützen.

Gemeinsam für lebendige Gewässer und Artenvielfalt in Altena

Die Quagga-Muschel Fuelbecker Talsperre ist bislang glücklicherweise nicht betroffen. Doch invasive Arten stellen eine ernste Bedrohung für unsere Gewässer und Ökosysteme dar. Der Schutz unserer heimischen Artenvielfalt braucht entschlossenes Handeln – auf kommunaler Ebene und durch das Engagement jedes Einzelnen.

Mit einem klaren kommunalen Aktionsplan, konsequenter Aufklärung und einer naturfreundlichen Stadtentwicklung können wir in Altena einen wichtigen Beitrag leisten. Jede*r, die oder der sich für nachhaltige Lösungen und ein lebendiges Ökosystem starkmacht, unterstützt diesen Weg.

Es lohnt sich, für eine Zukunft einzutreten, in der Artenvielfalt, gesunde Gewässer und naturnahe Räume in Altena selbstverständlich sind. Die Grünen in Altena setzen sich dafür mit Herz und Verstand ein.

Was wir genau wollen? Das findest du in unserem…

Quellen:

[1] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/artenschutz/invasive-arten/neobiota.html
[2] https://www.wwf.de/themen-projekte/artensterben/invasive-arten
[3] https://lokalstimme.de/staedte/altena/quagga-muscheln-fuelbecker-talsperre-in-altena-nicht-befallen-id66652/

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